willkommen
kontakt
impressum
suchen

Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

buchpublikationen → Die Orthographie
ortografie.ch ersetzt sprache.org ortografie.ch ersetzt in zukunft sprache.org

Die Orthographie in den Schulen Deutschlands

autor
titel
Die Orthographie in den Schulen Deutschlands.
untertitel
Zweite umgearbeitete Ausgabe des Kommentars zur preußischen Schul­orthographie.
verlag
Weidmannsche Buchhandlung
ort
Berlin
datum
auflage
2
umfang
269 s.
schrift
fraktur
digitalisierung
Google-books: books.google.com
titel
titel

Inhaltsverzeichnis

Einleitung.

1

Schriftſprache § 1. Schrift und Sprache § 2. Orthographie; Freyer, Gottſched, Adelung § 3. Hiſtoriſche Schule (J. Grimm, Weinhold) § 4. Raumer § 5. Phonetiker § 6. Regelung der Schulorthographie (Hannover, Württemberg, Preußen, Leipzig, Berlin) § 7. Orthographiſche Konferenz § 8. Neue Verſuche die Schulorthographie zu regeln (Öſterreich, Bayern) § 9. Antrag der Druckereien, Preußen § 10. Die öffentliche Meinung § 11. Erfolg. Neue Aufgaben § 12.

 

Die deutſche Orthographie. Allgemeines.

29

Lautſchrift § 13. Lautiermethode § 14. Lautphyſiologie § 15.

Das nhd. Lautſyſtem § 16. Vokale und Diphthonge § 17. Die einfachen Vokale § 18. Die Diphthonge § 19. Die Konſonanten § 20. Verſchiedene Artikulationsſtellen. Das h § 21. Verſchluß- und Reibelaute § 22. Stimmhafte und ſtimmloſe Konſonanten § 23. Die Liquiden und Naſale § 24.

Das nhd. Schriftſyſtem § 25. 26.

Einſchränkungen des phonetiſchen Princips. Macht der Überlieferung § 27. Rückſicht auf die Etymologie § 28. 29. Differenzierung der Bedeutung § 30. Leiſtungsvermögen der Lautſchrift § 31.

Orthographie und Grammatik § 32. Synkope von e § 33. Du ißt, wäſcht etc. § 34. närriſchte § 35. Schwankende Ausſprache: e und ö § 36. i und ü 37. ei und eu § 38. e i, a o, u ü § 39. Stimmhafte und ſtimmloſe Konſonanten: b und p § 40. g, k, ch § 41. d und t § 42.

 

Beſondere Vorſchriften.

63

Vokale.

 

e und ä. Umlaut von a § 43. Der Umlaut der andern Vokale § 44. ê und æ § 45. ä als Zeichen für den Umlaut § 46. Hiſtoriſches § 47. Schwierigkeiten in der Durchführung § 48-50. ä für ë § 51. Berührung verſchiedener Stämme § 52. Der jetzige Gebrauch § 53; im Verhältnis zur Ausſprache § 54. 55. Einzelne Wörter § 56.

 

Diphthonge.

78

Diphthongierung von î, û, ^ü § 57. Vereinfachung des Vokalſyſtems § 58. ei und ai. Hiſtoriſches § 59. Der jetzige Gebrauch § 60. eu und äu. Hiſtoriſches § 61. Der jetzige Gebrauch § 62.

 

Bezeichnung der Vokallänge

85

Nutzen § 63. Vokalverdopplung § 64; ihre geringe Verbreitung § 65; geſtützt durch Etymologie und Bedeutung § 66. — ie. Hiſtoriſches § 67. Ausnahmen § 68. gieb, giebt, giebſt § 69. fing, hing, ging, Dienstag § 70. -ieren. Grammatiſches § 71. Bezeichnung § 72. — Dehnungs-e vor Flexionen § 73. — Dehnungs-h. Etymologiſch begründetes h § 74. Dehnungs-h § 75. 76. Urſprung des Zeichens und Regelung ſeines Gebrauches § 77—79. Wertſchätzung § 80. Bekämpfung § 81. — th. Urſprüngliche Bedeutung und Umdeutung § 82. 83. Regelung des Gebrauches § 84. th in Eigennamen § 85.

 

Konſonanten

115

Bezeichnung des Auslauts. Urſprung des Gebrauches & 86. Grenzen § 87. g und ch in unbetonten Silben: -ig und lich in Adjektiven § 88. -ig und ich in Subſtantiven § 89. rich, richt & 90. -ens und -ende, weſentlich sc. § 91. Einzelnes § 92. — bt 8 93. & F § 94. h im In- und Auslaut § 95. ahd. h § 96. ahd. w, j § 97. Andere h § 98.

Konſonantverdopplung. Alter Gebrauch § 99. Übermaß § 100. Einſchränkung § 101. Jetziger Gebrauch § 102. Einzelnes: ch, ß, ſch, tz, ck § 103. Beſchränkung auf Stammſilben § 104. Unbetonte Wörter und verdunkelte Zuſammenſetzungen § 105. Drei gleiche Konſonanten § 107. Verdopplung in Nachſilben § 108.

Der F. Laut. Die Laute und ihre Bezeichnung im Ahd. § 109. Der Anlaut im Mhd. und Nhd. § 110. Der Inlaut § 111. ph 112.

Die S-Laute. Spaltung des alten S-Lautes in ſtimmhaften und ſtimmloſen § 113. ſch = sc § 114. ſch für ſ § 115. 116. Lautgeſchichtliches § 117. — Der neue S-Laut aus t § 118. Unterſcheidung von z und s § 119. Bezeichnung des neuen Lautes § 120. Regelung des jetzigen Gebrauches § 121. Wertſchätzung § 122. ſ und s § 123. Heyſes Regel § 124. Der S-Laut in den Endungen und unbetonten Wörtern § 125. Einzelne Wörter § 126. Lateiniſche Schrift § 127.

 

Anfangsbuchſtaben

164

Hiſtoriſches § 128—132. Anfang eines Abſchnittes etc. § 133. Namen und Titel § 134. Wörter auf -er und Adjectiva, die von Namen abgeleitet ſind § 135. Aus Ehrerbietung § 136. —

Die großen Anfangsbuchſtaben zur Bezeichnung der Subſtantiva § 137. Allgemeine Richtung der Schulorthographie § 138. Subſtantiva, die klein geſchrieben ſind: In der Kompoſition; vor einem Verbum § 139; einem Participium & 140; einem Adjectivum § 141; einem Adverbium § 142. Nach einem Attribut § 143; einer Präpoſition § 144. Unſicherheit des Gebrauches § 145. — Außerhalb der Kompoſition: ein paar, bißchen § 146. Adverbiale Genitive § 147; andere Kaſus § 148. Präpoſitionen § 149. „Angſt, Not, gram etc.“ § 150.

Große Anfangsbuchſtaben bei andern Wörtern: Pronomina § 151. Schulorthographie und gemeiner Gebrauch 152. 153. — Zahlwörter § 154. — Adjectiva; Masc. und Femin. § 155. Unflektiertes Neutrum § 156. Flektiertes Neutrum § 157. Präpoſitionale Verbindungen § 158. Prädikatives Adjectivum § 159. Nach etwas, nichts § 160. — Infinitive § 161. 162. — Andere Wortarten § 163.

 

Fremdwörter

202

Aufnahme von Fremdwörtern § 164. Umgeſtaltung in der Sprache § 165. Ihre Behandlung in der Schrift. Phonetiſche Beſtrebungen § 166. 167. Die Schulorthographie § 168.

Hauptregeln § 169. Allgemeine Beſtimmungen über die ſprachliche Form § 170—172.

Die Endungen: -ös, -tät, -ität § 173. -är § 174. -än, -ain, äne § 175. f, v, § 176. -el, -er § 177. Betontes e § 178. -eur § 179. k und que § 180. z = ti § 181. 182. Plural der Wörter auf -ens § 183. z = ci § 184.

Die andern Wortteile. k für c § 185. — z für c § 186. 187; im Anlaut § 188; im Inlaut § 189. Reflexion § 190. — ü für frz. u § 191. — Veränderte Schreibung und Ausſprache § 192. Andere Abweichungen in der Bezeichnung der Vokale § 193; der Konſonanten § 194.

Konſonantverdopplung. Nach höchſt betontem Vokal im Inlaut § 195; im Auslaut § 196—198. Nach halb- und unbetontem Vokal § 199. Beſeitigung der Verdopplung nach unbetontem Vokal § 200—202.

Einzelne Schwankungen § 203. Das ſ in Fremdwörtern § 206. 207.

 

Silbenbrechung

245

ng, pf, tz, ſt, ſp, ck nach kurzem betontem Vokal § 206. x, ch, ſch, ng § 207. dt § 208. ſt, ſp, pf nach langen Vokalen und Konſonanten § 209. Sprechſilben und Silbentrennung § 210.

 

Apoſtroph und Bindeſtrich § 211

251

Vorrede zur erſten Ausgabe.

Das vorliegende Buch kündigt ſich als Kommentar zu einem amtlichen Werke an, aber es trägt meinen Namen auf dem Titel, und iſt demgemäß als ein rein perſönliches Unter­nehmen anzuſehen. Die Anſichten, die darin vor­getragen ſind, haben keinerlei Anſpruch darauf, die der preußiſchen Unter­richts-Verwaltung zu ſein.

[…]

Man möge nicht voraus­ſetzen, daß ich durch dieſe Erklärung meine Perſon vor öffentlichen Angriffen und Vorwürfen ſicher ſtellen wolle. Ich bin voll­kommen bereit, die Ver­antwortung zu tragen; denn ſo wenig, ich dieſe amtliche Orthographie als die an und für ſich beſte, als die Verwirklichung eines Ideals anſehen kann, ſo giebt ſie doch nach meiner Über­zeugung das, was unter den ob­waltenden Umſtänden gegeben werden konnte. Sie bezeichnet einen Fort­ſchritt auf richtiger Bahn, ſie ſichert eine überein­ſtimmende Behandlung der Orthographie in allen Schulen, und verbürgt für die Zukunft eine gedeihliche und einheitliche Entwickelung unſerer Schrift. In ſehr wenigen einzelnen Fällen, wo meine Überzeugung mit der amtlichen Feſtſtellung nicht zuſammen­trifft, habe ich offene Erörterung nicht vermieden.

[…]


Auszüge

S. 5, Einleitung

Die Schrift iſt gleichſam das Gewand, in welchem die Sprache dem Auge ſichtbar wird; Maß und Form des Gewandes werden nach dem Leibe beſtimmt, aber wie der Leib wächſt und ſich ändert, wird das ur­ſprüngliche Verhältnis geſtört, es paßt hier nicht und da nicht, und bedarf der Änderung oder Erneuerung; am öfteſten in den Jahren der Jugend, im Mannes­alter hält es ſchon länger.

S. 6, Einleitung

Das ſechzehnte Jahrhundert fand viele ſolche naturwüchſigen Mißſtände vor. Die Mittel, die man zur Bezeichnung der Laute anwandte, waren oft ſehr unbeholfen; manches, was urſprünglich mit beſtimmter Abſicht geſchaffen war, wurde unverſtanden weiter geſchleppt und zwecklos oder zweck­widrig gebraucht; es herrſchte eine ſinnloſe Verſchwendung von Buchſtaben, namentlich Konſonanten; überall fehlte es an Konſequenz, manche Bewegung war begonnen, aber nicht durchgeführt. Die Drucke führten die Mißſtände zu hellerem Bewußtſein; nicht nur die Mannig­faltigkeit der Sprache, ſondern auch die Schreiber­gewohnheit kam jetzt, als Bücher in Tauſenden von Exemplaren und in buch­ſtäblicher Überein­ſtimmung durch ganz Deutſchland verbreitet wurden, zu deutlicher Anſchauung, es beginnen die Klagen über Unſicherheit des Schreib­gebrauchs, es erwacht die Sehnſucht und das Ringen nach einem beſſern Zuſtand, Schrift­ſteller, Drucker und Grammatiker ſind bemüht, die Schrift zu reinigen und zu feſtigen.

§ 3. Im Verhältnis zur Sprache erſcheint die Schrift als etwas Äußerliches und Gemachtes.

S. 8, Einleitung

Die Inkonſequenzen und Verkehrtheiten blieben zwar von Grammatikern nicht unbemerkt, aber ſie ſtörten nicht die Maſſe der Schreibenden; denn wer denkt im Beſitz eines feſten Schreib­gebrauches an das Verhältnis zwiſchen dieſem Gebrauch und der Sprache? Die Gedanken ſind auf den Sinn gerichtet, die gewohnten Wort­formen, gute und ſchlechte, fließen mit gleicher Leichtigkeit aus der Feder. Warum alſo theoretiſcher Gründe wegen die Gewohnheit aufgeben? „Veränderung üblicher Wort­ſchreibung führt etwas Gewaltſames und Störendes mit ſich; niemand behelligt ſich gern mit Kleinig­keiten“ [Grimm].

S. 28, Einleitung

Zum Abſchluß iſt das Werk nicht gebracht; wir hoffen ſogar, daß es nicht ſo bald zum Abſchluß kommen werde. Denn nicht nur die Einheit, ſondern auch die Verbeſſerung der Orthographie iſt zu erſtreben, und dieſe iſt meines Erachtens nicht durch gewaltſamen Umſturz ſondern nur durch allmähliche Umformung zu erzielen. Als das preußiſche Miniſterium die Sache in die Hand nahm, erkannte es die Pflicht an, „be­gründeten Reform­beſtrebungen innerhalb wohl­erwogener Grenzen Rechnung zu tragen“; es wird ſich auch in der Folge dieſer Verpflichtung nicht entziehen können, und die Einmütigkeit und Zurück­haltung, welche die verſchiedenen Regierungen bei dem Beginn des Werkes gezeigt haben, rechtfertigt die Hoffnung, daß ſie einmütig und in gemeſſenem Fortſchritt an der Einheit und Verbeſſerung unſerer Orthographie weiter arbeiten werden.

S. 168, Beſondere Vor­ſchriften. Anfangs­buchſtaben

§ 131. Es iſt beachtens­wert, daß die älteren Grammatiker, auch wenn ſie dem aus­gedehnten Gebrauch der großen Buchſtaben nicht günſtig ſind, ſich doch gleichmütig und gelaſſen über denſelben ausſprechen. So lange es eine freie und veränderliche Gewohnheit war, kam man nicht zum Bewußtſein, zu welchen Quälereien die regelmäßige Bezeichnung einer grammatiſchen Kategorie führen würde. Der einzige Friſch, der ſprachen­kundigſte und ein­ſichtigſte der älteren Grammatiker, ſpricht ſich mit voller Energie dagegen aus (S. 90): „Wann unter allen Schreiber-Laſten, die man nach und nach den Einfältigen auf­gebürdet hat, eine beſchwerlich iſt, und dabei ungegründet, ſo iſt es dieſe: Daß man alle Subſtantiva mit großen Buchſtaben ſchreiben müſſe“. Aber Friſch vermochte es nicht, den Strom zurück­zuhalten; nach ihm kam Gottſched, der in ſeinem Gelehrtenſtolz mit Verachtung auf die Sprach­lehrer ſchaute, „die uns, oder vielmehr nur dem Pöbel, das Schreiben dadurch zu erleichtern geſucht, daß ſie alles, was eine Schwierig­keit machen kann, weg­zuſchaffen gelehret. Das hieße ja nach Erfindung des Getreides zu den Eicheln umkehren.“ Dieſe Anſchauungen ſiegten.